Dienstag, 1. Oktober 2013

Nie wieder SEO, nie wieder Content-Management!

Es gibt so Dinge, die einem gehörig die Suppe versalzen können, oder sogar das Leben. Das kann schlechtes Wetter sein, oder eine schlechtgelaunte Partnerin, das kann ein verdorbener Joghurt sein oder eine Kündigung. Oder oder oder. Was aber von allem das Schlimmste ist, was richtig richtig Scheiße ist, das ist SEO. Wer es nicht kennt, das steht für "Search Engine Optimization", auf deutsch Suchmaschinenoptimierung. Und was genau so Scheiße ist, das ist Content-Management und Conent-Marketing. Puh, aber so richtig Scheiße. Aktuell wundert man sich darüber, dass diese beiden Dinge nicht recht funktionieren und dass es immer wieder Hindernisse dabei zu geben scheint. Zum Beispiel der böse Google, der ständig die Algorithmen ändert. Oder der Leser, der sich nicht so verhält, wie er sollte.

Ach ja, wir reden hier von Texten und der Textgestaltung. Aber nicht so, wie das vernünftige Menschen tun, sondern WIE DIE LETZTEN ARSCHLÖCHER AUF DIESEM PLANETEN.

Schon mal ein Auto konstruiert? Weil man weiß, dass alle auf Lenkräder aus Holz stehen, beginnt die gesamte Planung genau da, beim Holzlenkrad. Denn dann kaufen die Leute auch das Auto. Dass man womöglich vom Autobau keine Ahnung hat, das ist total egal. Hauptsache ich weiß, wie man ein super Holzlenkrad basteln kann. Denn dann kaufen die Leute auch das Auto.

Und genau so ist es mit dem Text.

Eigentlich habe ich nichts zu sagen, aber alle sollen meinen Text finden und lesen. Weil da der Name meiner Firma drin steht. Also suche ich die Lieblingswörter der Leser zusammen und sage meinem Textschreiber, dass diese Wörter alle mindestens 1000 Mal im Text sein sollen. Und zwar jedes einzelne.

Hey Arschloch, SO FUNKTIONIERT DAS SCHREIBEN VON TEXTEN NICHT! Geh nach Hause mit dieser saublöden Idee, wenn du nichts zu sagen hast und deine Energie lieber in die Entschlüsselung von Algorithmen für die Ergebnisse auf der Google-Site stecken magst.

Oder bleib mal kurz einfach da und höre zu. Denn jetzt kommt die total verrückte Schlusspointe vom Ganzen: Leute wollen interessante Sachen lesen, wichtige Themen erfahren, Informationen, die ihnen zum Beispiel auch bei der Kaufentscheidung helfen. - Und wenn jemand authentische, wichtige Informationen zu geben hat, dann wird er auch gelesen, dann wird er auch weiter empfohlen, dann wird er auch gefunden! UND NICHT, WEIL ER DEN NEUEN ALGORITHMUS KENNT! Nein, verdammte Scheiße, nein!

Also, nochmal zum Mitschreiben:
  1. Überleg dir, ob du authentische, echte, interessante Informationen hast, die sich lohnen, gelesen zu werden.
  2. Such dir einen guten Schreiber, der weiß, wie man Inhalt für deine Zielgruppe aufbereitet und spannend präsentiert. SUCH KEINEN SEO-OPTIMIERER, denn der hat womöglich vom Texten keine Ahnung!
  3. Poste den Text im Internet auf deiner Web-Site, oder auf deiner Facebook-Site, oder versende ihn als Newsletter oder als Mailing. Oder drucke ihn aus und wirf ihn in alle Briefkästen in deiner Ecke. Oder tätowier ihn dir auf die Stirn (nicht selbermachen, weil Spiegelschrift nicht für jedermann sofort entschlüsselbar ist). - Jedenfalls schick ihn hinaus in die Welt, die ein Recht auf gute Texte hat.
Verstanden? Es geht also um (1) Inhalt, der (2) lesbar, verständlich und interessant zu einem Text wird, der (3) veröffentlicht wird. - Das ist die Reihenfolge, das Entscheidende. Das Stichwort heißt "Authentizität", da braucht es keine Suchmaschinenoptimierung, kein Content-Marketing (überhaupt, bitte keine überflüssigen Anglizismen, die braucht kein Mensch, alright?). - Und alle Algorithmenmodifikationen bei Google können dir sowas von am Arsch vorbei gehen, denn guter Inhalt, wichtige Informationen und witzige, spannend geschriebene Texte werden gefunden. Soviel steht fest!

Donnerstag, 21. März 2013

Twittern, und so...

Also, ich weiß ja nicht so recht. Einerseits ist es ja was toll Schnelles, wenn man da so in Echtzeit seinen Senf abgeben kann. So schnell und so direkt... Deshalb hört man wohl auch so viel davon, in letzter Zeit. Und man fühlt sich auch sofort und gleich ganz anders, nach einem Tweet. Schließlich partizipiert man plötzlich am ganz großen Weltgeschehen. Ob und wer das überhaupt mitbekommt ist eigentlich auch egal. Man hat sich mitgeteilt...
 Zwischenfrage: Ist der Effekt eigentlich anders, wenn ich den Kopf aus dem geöffneten Küchenfenster strecke und meine Meinung hinausbrülle? - Bei uns in der Nachbarschaft, da, wo ich aufgewachsen bin, da gab es einen alten Mann, der hing den ganzen Tag auf sein Kissen gelehnt am Fenster und kommentierte lautstark und live das Weltgeschehen. Oder zumindest das, was auf der Straße geschah... Twitter-Avantgarde, wie mir jetzt klar wird.

Samstag, 9. März 2013

Und dann verblödet man auch noch

Nicht nur, dass man Dinge tut, die man nicht tun will. Dinge, die einen nicht interessieren, die einen noch nie interessiert haben, Dinge, die einen langweilen, Dinge, die einem womöglich gar zuwider sind. Die man tut, weil man sie tun muss. Weil man ja leben muss. Weil man ja Geld dafür bekommt. Geld. - Und nicht nur, dass man sich überwindet und im Minutentakt über seinen eigenen Schatten springt. Nein, das Schlimmste ist ja ganz etwas anderes. Etwas, das man gar nicht weiß am Anfang. Und vor dem niemand gewarnt hat. Denn wenn man es gewusst hätte, dann wären die Gehaltsverhandlungen schon vom Start weg anders verlaufen, hoffnungslos sogar für das Gegenüber, für den Vertreter der Wirtschaft, für denjenigen, der eigentlich den Hebel in der Hand hält. Der aber in diesem Fall vollkommen ohne irgendeine Chance gewesen wäre, wenn man gewusst hätte, was der wahre Preis für diesen Deal ist.

Was die Abmachung eigentlich und wirklich nämlich beinhaltet:
Den schleichenden, dann aber so gut wie vollkommenen und totalen Verlust der Dinge, die einem mal wichtig waren. Die Teil der eigenen Rollenidentifikation waren. Die Teil von einem selbst waren. Mit denen man sich aus Liebe und Leidenschaft auseinandergesetzt, die die Eckpunkte des eigenen Lebens waren.

Ich weiß jetzt, dass es so ist. Seit 48 Stunden bin ich wie in geistiger Leichenstarre. Vorgestern nacht habe ich zufällig im Fernsehen einen Ausschnitt einer Inszenierung von "Emilia Galotti" gesehen. Und seit 48 Stunden versuche ich verzweifelt, mich daran zu erinnern, wie der Name des Verfassers ist. Wer hat Emilia Galotti geschrieben? - Ich bräuchte nur zum Regal im Nebenraum zu gehen und die Reclamhefte durchgehen, dann wüsste ich es. Oder - noch einfacher -, ich bräuchte nur den Titel zu googlen. - Das werde ich aber nicht tun! Hallo, Ich habe Literaturwissenschaft studiert, ich habe mehrere Inszenierungen von Emilia Galotti gesehen, ich habe sogar eine Rezension für eine Inszenierung geschriben. - Nein, ich werde ganz bestimmt nicht googlen! - Was ich wohl noch alles schon vergessen habe...

Dafür weiß ich, dass Naddel nicht boxen kann...